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Unter Moritz Volz Hintern…

oder

Schachten der Vollstrecker

Präskriptum

Liebe Leser, über Heimspiele zu schreiben, ist so kreativ wie nur irgendwas. Und auch wenn der liebe Kollege von der Breitseite für sich reklamiert, dass er derjenige ist, der notwendigerweise das Spiel aufschreibt, möchte ich doch noch ein paar Worte dazu geben.

Mit Gunesch gewinnen wir halt

Der Morgen begann im Fanladen und ich bin erstaunt. Innerhalb von gut einem halben Jahr hat sich das Publikum vor dem Spiel im Fanladen erheblich gewandelt. Kannte ich vor einem halben Jahr noch ungefähr jeden, muss ich sagen, dass ich diesmal außer den paar Fanräumeaktivisten beinah niemanden kannte. Ist das der Generationswechsel? Wahrscheinlich. Zumindest im Ultraumfeld scheint dieser stattzufinden, denn die Leute, die ich – vorurteilsbehaftet – als „Ultra“ einstufe sind neu und jünger. Das ist wahrscheinlich der Lauf der Zeit und eine Szene lebt ja auch davon, dass neue Leute in ihr groß werden und die Graurücken irgendwann abtreten.

Ich bin ja auch der Meinung, dass Reden vollkommen überbewertet wird, aber in einem Verein hätte das doch mal was. Unsere Gegengerade lebt ja gerade ihre letzten Tage Gnadenbrot und die Bauvorbereitungen sind doch stark zu sehen. So haben wir keine Bäume mehr vor der Gegengerade und es wimmelt vor Bauzäunen. Ich sage euch ehrlich: Es ist traurig diese Bäume gehen zu sehen. Sie haben Millionen Liter Pisse und anderen Dreck überlebt und am Ende sterben sie profan unter der Säge. Auch hinter der Nordkurve muss gebaut werden und so musste nicht nur der AFM Container weichen (was der AFM dann auch eher zufällig mitgeteilt wurde), nein auch der Nordkurvencontainer musste weichen. Versprochen wurde ein Platz vor dem Stadion und dieses Versprechen wurde auch eingehalten. Nur das man einen Bauzaun (und dies wohl am Freitag) um den Container baut, so dass dieser nicht zugänglich ist, dies ist von den verantwortlichen Personen verschwiegen worden. Und an ein Handy gehen an einem Spieltag? Das ist ja wohl eher schwierig. Ganz ehrlich: Sind doch nur Fans und irgendwelche Tanten, die Kuchen verkaufen wollen, die da ohne Platz sind. Fans malen doch sowieso nur mein Stadion voll und die Tanten stören das Catering. (Achtung Ironie)

Wäre es das erste Mal, dann würde man dies ja noch unter „passiert halt mal“ packen, aber das ist ja nicht die Ausnahme, sondern die Regel, dass man vor vollendete Tatsachen gestellt wird, anstatt mal eine Email, ein Gespräch oder einen Telefonanruf zu bekommen. Als Vereinsvorstand könnte man sich mal fragen, ob das so wirklich sinnvoll ist oder ob man da nicht mal leitend tätig werden muss.

Ärgernis des Tages also abgefrühstückt. Der Zugang war trotz der schwierigen Lage gut gewährleistet und so kam man halbwegs vernünftig ins Stadion. Die Bauarbeiten müssen aber wohl bei Dom beendet sein, denn sonst kommt man nicht ins Stadion.

Im Stadion dann auf den Plätzen doch erhebliche Lücken. Von den 24.XXX Zuschauern, die verkündet wurden, waren bei weitem nicht alle im Stadion. Auf den Sitzplätzen fällt das sehr schnell auf, auf den Stehplätzen geht das doch etwas unter, aber auch hier war sehr viel Platz vorhanden. Selbst die Dauerkartentauschbörse war nicht ausverkauft und die „Suche Karte“ Schilder konnte man an einer Hand abzählen. Aber seien wir ehrlich: Wenn man aus den Tiefen des Umlandes kommt und der Wetterbericht sagt Eisregen als Möglichkeit an, dann überlegt man sich zweimal, ob man zu einem Heimspiel fahren will und dann verstehe ich auch jeden, der das nicht macht. Das unsere NRWler vollständig angetreten waren, versteht sich natürlich trotzdem von selbst.

Eines muss man Andy Bergmann lassen, er hat aus Bochum etwas gemacht. Aus der tiefe der Tabelle kommend hat er zwischen den Verein und die Abstiegsplätze erstmal Punkte gelegt. Nach oben wird diese Saison nichts mehr gehen und man muss sehen, ob er jetzt vielleicht einen Verein gefunden hat, wo er dauerhaft ankommt, aber immerhin. Es sei ihm zu gönnen, denn ohne die von ihm verantwortete Pokalsaison wären wir jetzt wahrscheinlich irgendwo in der Kreisliga.

Bochum hatte sehr viele nette Leute mitgebracht, so dass auch noch ein Schnack vor dem Spiel stattfand (vermittelt durch unsere Schalkerin), aber natürlich gibt es auch in Bochum Typen, die Fußball zu ihren Männlichkeitsritualen nutzen. Das davon einige ohne Polizeibegleitung über das Heiligengeistfeld defilieren konnten, ist schon wieder bemerkenswert. Es passierte aber nix. Bemerkenswert ist aber dann, dass 10 ebenso friedliche Jugendliche der Marke „sehen aus wie Ultras“ sich engster Begleitung durch eine Kohorte Kampfmaschinen erfreuen durfte.

Kommen wir zum Spiel. Man muss wohl von Arbeitssieg, von einem dreckigen Spiel, von einem Kampfspiel sprechen. Und im Gegensatz zu Aachen nahm unsere Truppe den Kampf an. Der übliche Aussetzer in der Abwehr führte zum 0-1. Ganz ehrlich: Klar sieht man als Torhüter bei einer Bogenlampe nie gut aus. Man muss sich aber auch fragen, warum ein Spieler sich am 16er den Ball seelenruhig zurecht legen kann und seelenruhig abschließen kann und so gar nicht angegriffen wird.

Gut, es sollte eine von zwei Torchancen bleiben und ansonsten arbeitete unser Abwehrkollektiv sehr gut. Offensiv war es eher Krampf, Ballverluste und Fehlpässe waren im dutzend billiger zu bewundern. Mir persönlich ist das viel zu einfach dies auf den Rasen zu schieben, denn dieser war eigentlich gut bespielbar und eben. Da fehlte (ähnlich wie schon in Aachen) die Konzentration und die Ruhe. Das erinnert irgendwie an die Aufstiegssaison. Hat unsere Truppe etwa ein Frostproblem? Gut, dass es jetzt wieder wärmer wird.

So mussten zwei Standardsituationen her und zweimal zeigte Schachten, dass er auch als Strafraumwühler Qualitäten hat. Auch in seiner Hauptbeschäftigung spielte er solide, auch wenn auf unserer Höhe doch eine gewisse Schachtenphobie herrscht. „Ich will das Tor zurück geben.“ war so eine der Aussagen. Überhaupt war auch Volz solide. Sein Hinterteil wurde – sexistisch wie wir sind – in der ersten Halbzeit ausgiebig bewundert und führte zu folgendem Spruch: „Unter Moritz Volz Hintern können Bären überwintern.“ Der junge Mann sollte Strafraumwühler werden, mit seinem äh ja mit seiner Kompaktheit könnte er da war reißen.

Solide nebenbei deswegen, weil es mich doch immer wieder erstaunt, welche Ratlosigkeit bei unseren Spielern herrscht, wenn der Ball mal auf die offensive Außenseite kommt. Es ist ja schön, dass wir nicht über Flanken funktionieren wollen, ist ja auch sinnvoll, wenn die Sturmspitze nicht gerade ein Hüne ist, aber dann muss man irgendeine Verarbeitungsmöglichkeit durch Training und durch Laufeinsatz der anderen Spieler entwickeln.

Auf den Rängen muss man die Leistung wohl auch unter „solide“ abhaken ohne jetzt wirklich geglänzt zu haben.

Und trotzdem gab es einen Gänsehautmoment, als unsere Nr. 11 verabschiedet wurde. Das „You’ll never walk alone“ kam richtig fett und zum Glück hatte man ihm auch genügend Zeit für Ehrenrunde und Welle gegeben. So eine Verabschiedung hatte er absolut verdient (und einige andere Spieler, Herr Schulte. Ja, ich bin nachtragend.) und ich vermisse ihn jetzt schon. „Gunesch auf den Zaun“ als Gesang und viele „Zieh dich um und rauf aufs Spielfeld“ Rufe zeigten, dass es nicht nur mir so ging.

Die Südchoreo zu Beginn war aber ebenso einfach wie fett. Gerade als Alle in der GG fragten, ob die Süd heute so gar nix mache, explodierte diese in einem Konfettiregen. Das war richtig cool und stimmungsvoll. Ich mag dieses explosive dahinter. (Jaja und wenn sich das Konfetti gelegt hat, setzt der Gesang mit 10 Pyros ein *Weglauf*)

Nach dem Spiel noch Fanladen (diesmal mit bekannten Gesichtern) und „Hin & Veg“ welches sonst immer leer war, diesmal aber voller Leute, die direkt vom Fußball kamen. Haben wir da einen Trend gesetzt?

Gab es eigentlich keinen Kiezkieker? Ich habe keinen entdeckt und vermisse ihn nun. Basch und Streets of Hamburg sind aber wieder fetter Lesestoff.

Das war es dann auch wieder. Mal sehen, ob ich diese Woche Zeit finde mich mit der GDP auseinanderzusetzen.

4 Kommentare

  1. […] Ja, da sind die Geschäftspatner, ist Teil der Aufgabe. Aber das ist doch ganz schön weit weg von allem. Macht sehr viel Spaß, da das Spiel zu gucken, die Akustik ist schon dolle im Stadion, in der Hinsicht ist man mitten drin. Aber die Distanz, die bleibt … anders als einst beim “Ballsaal” hinter der alten Haupttribüne, in den mensch auch nur kam, wurde der Schlamm durchschritten an all den Besoffenenen und Bekloppten vorbei. Da hat der Verein ein Problem, dass dieses Feeling nicht mehr zuteil wird. “Ganz ehrlich: Sind doch nur Fans und irgendwelche Tanten, die Kuchen verkaufen wollen, die da ohne P… […]

  2. […] magischerfc kleinertod Stadionwelt für weitere Links: Der Übersteiger offizielle Seite kicker.de Tweet (function(d, s, id) { var js, fjs = d.getElementsByTagName(s)[0]; if (d.getElementById(id)) {return;} js = d.createElement(s); js.id = id; js.src = "//connect.facebook.net/de_DE/all.js#xfbml=1"; fjs.parentNode.insertBefore(js, fjs); }(document, "script", "facebook-jssdk")); window.fbAsyncInit = function() { FB.init({appId: "", xfbml: true}); FB.Event.subscribe('comment.create', function(response) { }); }; (function() { var e = document.createElement('script'); e.async = true; e.src = document.location.protocol + '//connect.facebook.net/en_US/all.js'; document.getElementById('fb-root').appendChild(e); }()); Posted in Aktuelles, Allgemein, Fußball , 2. Liga, Bochum, Bochum Sankt Pauli, Fußball, Heimspiel, Sankt Pauli, St.Pauli, Süd | Keine Kommentare » […]

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