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Es reicht!

oder

Handlungsbedarf jetzt!

Vorwort

Liebe Leser, wir müssen reden. Wir müssen über unsere eigenen Fehler reden. Wir müssen uns viele Fragen stellen und wir müssen Antworten suchen. Ich kann euch keine Patentlösung präsentieren, aber totschweigen oder verharmlosen? Das ist keine Lösung. Es geht um das leidige Thema Gewalt im Fußball.

Was tun?

Fakt ist: Es gibt Gewalt im Fußball. Ich zweifele bei keinem der verlinkten Berichte an ihrem grundsätzlichen Wahrheitsgehalt. Fakt ist auch: Das ist kein Problem eines Vereines. Ich halte auch nichts davon aufzurechnen oder nun einen Verein als schlechter oder besser hinzustellen. Und dies gilt ausdrücklich auch für den Lokalrivalen und auch für Hansa Rostock. Diese Vergleiche bringen uns nicht weiter. Weiter bringen uns auch nicht Stellungnahmen von Vereinen oder Repressionen nach dem Gießkannenprinzip. Beides führt nur zu Solidarisierungseffekten und zu Abkapselung, weil man sich ungerecht behandelt fühlt. Nun wo aber ist die Lösung?

Ich weiß es nicht, aber ich fand dass der Kommentar der Hamburger Morgenpost vom 21.09.2011 (leider nicht Online verfügbar) neben vielem dämlichen einen richtigen Grundgedanken enthielt: Warum tun wir aktiven Fans uns eigentlich so schwer damit Gewalt zu verurteilen? Provokant gesagt: Warum engagieren wir uns mit viel Aufwand bei der Frage, wie wir Bier kaufen, aber nie wirklich gegen Gewalt? Ja, das ist polemisch, aber ich finde diese Frage muss man einfach mal in den Raum stellen und auf sich wirken lassen. Wie sagte Jano mal so schön auf einem Plenum (sinngemäß zitiert): „Was machen wir eigentlich mit den Leuten, die sich boxen wollen?“ Und ja, ich halte es für ein absolutes Nichtproblem, wenn sich erwachsene Menschen unter ihres Gleichen auf einem Acker treffen und sich gegenseitig die Nase einschlagen wollen. Wer so etwas macht, der weiß in welche Gefahr er sich begibt und ist im Notfall selber Schuld, wenn etwas passiert. Nein, es geht um die Leute, die jemanden umboxen, weil er einen „Ultraschal“ trägt oder weil einfach nur der Verein nicht passt. Ja, hier müssen wir Antworten finden und diese auch vertreten. Auch wenn es mal weh tut und man sich in einer Familie streitet. Mit einem Schweigen und/oder einigen halbherzigen Worten geht es aus meiner Sicht nicht weiter.

Und es erzähle mir keiner, dass Gewalt zu einer Fußballkultur oder noch besser einer Ultrakultur dazu gehört. Wer hat denn diese Kultur festgelegt? Ein Plenum? Eine Vollversammlung? Sind die Regeln irgendwo festgelegt? Gibt es ein Opt-out? Oder sind sie nur die Regeln der gerade stärkeren, die einen einzelnen mit Schal oder Shirt sehen? Gab es nicht mal so etwas wie einen Ehrenkodex?

Bleibt noch eine andere Frage, die gerade wir uns stellen sollten: Wenn wir wirklich links sein wollen, wenn wir wirklich linke Werte wie „alle Menschen sind gleich“ oder „den schwächeren stützen“ leben wollen, warum leben wir sie im Fußballkontext nicht? Wie ist das anreißen eines Menschens aufgrund von Äußerlichkeiten mit einer solchen Philosophie vereinbar? Wie die fehlende Distanzierung?

Ihr merkt: Ich stelle Fragen, ich habe keine Antworten. Wir als Fans, als aktive Fans, als Fanszene müssen uns diese erarbeiten. Und wenn wir eine Antwort erarbeitet haben, dann müssen wir die letzte und schwierigste Frage beantworten: Wie gehen wir mit Leuten um, die einen Konsens nicht teilen? Und eine weitere Frage: Wie wollen wir diskutieren? Ist das Internet ein Segen? Ein Fluch? Beides?

Provokante These: Deutsche Ultras haben ein Gewaltproblem. Was sich sehr wie ein „alle über einen Kamm scheren“ anhört, soll es hier gar nicht sein, denn auch ich weiß, dass Ultra nicht gleich Ultra ist und Ultragruppe nicht gleich Ultragruppe. Bestes Beispiel dafür ist, dass sich bei vielen Vereinen die Ultras in zwei Gruppen gespalten haben, von denen die eine – sehr verkürzt gesagt – eher straßenorientiert ist, die andere eben eher nicht. Nur mal ehrlich: Wir Kenner der Szene wissen vielleicht, dass Ultra nicht gleich Ultra ist, aber fragt mal die 24.000 Zuschauer im Millerntorstadion. Und dann hat plötzlich jeder Mensch, der sich als Ultra definiert ein Gewaltproblem. Und ich behaupte mal kühn: Viele in dieser Szene haben das erkannt. Ich zitiere einen Werder Bremen (Ultra?) Blog, der sich so schön „Chaos-Drogen-Antifa“ nennt:

Grundsätzlich kann ich die „Freiheit für Ultras“ und alle ähnlich gearteten Spruchbänder nicht mehr sehen. Diese (fan-)politische Forderung ist nicht nur so sehr ausgelutscht, dass man sie nicht mehr wahrnimmt, nein, meistens wird diese Plattitüde noch von Gruppen in den Raum geworfen, die, gelinde gesagt, unreflektiert agieren. Wem es gefällt, „Gegner_innen“, die keine sein wollen, zu demütigen, einzuschüchtern, zu verletzen und darüber hinaus weitere Personen, die einfach nur mal schnell ihren Hunger im Fastfood-Restaurant stillen wollen und nicht mit einem ausbrechenden Fußball-Krieg rechnen, zu traumatisieren, dem unterstelle ich nicht nur einen Gewaltfetisch – sowas fällt ohne Diskussion in die Kategorie menschenfeindlich. Dann solche Mimimi-Spruchbänder zu lesen (auch wenn kein direkter Zusammenhang besteht) macht mich sprachlos. Man sieht doch, was passiert, wenn man den Fordernden die Freiheiten lässt. Nö, danke. Da werde ich zur CSU. Wahlweise zum USK. Klar, noch ein „A.C.A.B.“ hinten dran, der Klassiker, muss halt sein. Es ist ein Leichtes zu erraten, wer am liebsten für Recht und Ordnung auf den Straßen sorgen würde.

(Im Kommentar schreibt dann jemand provokant „So einen großen Unterschied zu Bremen sehe ich nicht.“)

Ganz ehrlich: Will irgendwer widersprechen? Oder anders formuliert: Wenn man Freiheit für Ultras haben will, wenn man Freiheit für Fußballfans haben will, dann muss man mit dieser Freiheit umgehen können. Können wir das? Und wenn ja wie?

Herr Schreiber, treten sie zurück! JETZT!

Herr Schreiber, sie sind eine Schande für ihre Partei, ihre Stadt, ihren Bezirk und alle Stadtteile die in diesem Bezirk vereint sind. Treten Sie umgehend zurück und treten Sie aus der SPD aus. Und liebe SPD, wenn ihr noch einen Funken Anstand habt, dann wählt dieses Ekelpaket umgehend ab und schmeißt es aus der Partei. 118.000 Euro auszugeben, damit irgendwelche Touristen Hamburg hübsch finden, anstatt dieses Geld für die Bedürftigen auszugeben, das ist so unmenschlich, so neokonservativ, dass Herr Schreiber seine politische Heimat neu in der FDP finden sollte.

Und ganz ehrlich: Herr Scholz, zwar sind auch in Hamburg die Bezirke autark und so können Sie als Bürgermeister nicht eingreifen, aber als Parteichef müssen Sie ein Machtwort sprechen. Und zwar genau JETZT!

Und weil das hoffentlich jeder Leser dieses Machwerkes so sieht, will ich euch alle morgen nach dem Spiel auf der Demo sehen! (Facebook link)

Frauen als Strafe?

Also Fenerbahce hätte eigentlich ein Geisterspiel austragen müssen. Das ist in der Türkei nach Zuschauerausschreitungen wohl üblich und passiert wohl ständig, so dass sich anders als bei uns darüber wohl auch niemand so wirklich lange aufregt. Der Verband änderte nun die „Strafe“ und lies den Besuch von Frauen und Kindern bis 12 Jahre zu. Folge war eine beeindruckende Stimmung und ein Besuch von 41.000 Frauen und Kindern. Trotzdem bleibt irgendwie ein komischer Beigeschmack, denn wenn die Karten frei verkäuflich gewesen wären, dann wären wir (und das wäre in der BRD genauso) von einer 50/50 Besetzung des Stadions meilenweit entfernt gewesen. Und wenn man die Bilder sieht, dann ist dies nicht einem (angeblichen) Desinteresse des weiblichen Geschlechtes an Fußball geschuldet.

3 Kommentare

  1. Die Fragen, die Du stellst sind sicher gut und wichtig, und es ist auch gut sie mal so geballt und konzentriert zu stellen.
    Ich befürchte nur, die Antworten fehlen nicht nur Dir, sondern uns allen.

  2. Armin Armin

    Gewaltproblem: Wenn möglich einschreiten, ansonsten hilft nur reden, reden, reden und sich erinnern daß man mit 15-20 auch viele Scheisse gebaut hat. Da braucht es positive Vorbilder in den eigenen Reihen.

    Gegen Schreiber hab ich schon letzten Donnerstag demonstriert (und Samstag wieder). Die SPD will Wildtiere im Zirkus abschaffen und Schreiber lässt Zirkus Krone aufs Heiligengeistfeld. Hauptsache die Kasse stimmt.

  3. Rabolte Rabolte

    Gewaltproblem:
    Ja, es gibt viele Fragen, doch mit den Antworten wird es schwierig.
    Um evtl. Antworten zu finden und um sich untereinander mal auszutauschen, hoffe ich dass sich einige Interessierte am Freitag, den 30.09 gegen 18 uhr im Fanladen einfinden werden. Feste Zusagen habe ich bisher leider noch keine.
    Mir liegt das Thema schon sehr am Herzen. Nicht nur als direkt betroffener eines Angriffs, sondern auch als Fan.
    So kann es einfach nicht weitergehen.
    Norbert, vielleicht hast auch du Lust und Zeit mal vorbei zu schauen? Ich würde mich sehr freuen.

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